Verstehen
Es ist traurig, wenn das Verstehen immer schwerer fällt. Es ist eine Frage des Alters und der damit verbundenen Beschwerden. Ich höre schlechter. Ich bemerke, dass ich oft genau die Konsonanten missverstehe, welche Bauchredner ganz bewusst einsetzen, damit sie nicht den Mund bewegen müssen.
Dann begreife ich langsamer, was ich nicht als Nachteil empfinde. Denn das langsamere Begreifen verschafft mir Zeit, sofort mehrere Assoziationen zu finden, die sonst aus Zeitmangel nicht weiter verfolgt werden könnten.
Was mich eher schmerzt, ist das schwächelnde Sprachverständnis. Das wird jemand mit großer Sprachbegabung und regem Geist vielleicht nachvollziehen können. Im Alter von vierzig Jahren konnte ich bei einem Geschäftsessen drei Gesprächen gleichzeitig zuhören, die in drei verschiedenen Sprachen geführt wurden. Natürlich hätte ich nicht das Gesprochene wiedergeben können, doch ich konnte verfolgen, ob irgendeines der Gespräche meine unmittelbare Beteiligung benötigt hätte. Beruflich war es für mich von großem Vorteil, denn ich konnte auf diese Weise auch Vorbehalte von möglichen Kunden einigermaßen erkennen.
Fünf Jahre später war es auch noch ansatzweise möglich, selbst wenn ich japanisch wirklich nur rudimentar im Vergleich zum damals noch flüssigem Russisch verstand.
Heute fünfundzwanzig Jahre später muss ich froh sein, wenn ich zwei Gesprächen auf deutsch soweit folgen kann, dass ich nichts wesentliches verpasse. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: ich spreche von beruflichem Smalltalk bei Abendessen und Banquetten. Im Einzelgespräch konzentriere ich mich in der Regel auf den Gesprächspartner und achte mehr auf die nonverbalen Kommunikationsmerkmale.
Inzwischen ist ja das Multitasking etwas aus der Mode gekommen. Es gilt eher als ineffizient. Dieser Darstellung kann ich durchaus etwas abgewinnen. Beim Klavierspielen hingegen müssen die zwei Hände sowohl zusammengehörig als auch unabhängig von einander geführt werden können. Das Letztere ist eine der besonderen Schwierigkeiten bei Stücken von Chopin, wenn "Rubato" angesagt ist.
Aber was verstehe ich schon vom Leben? Mittlerweile immer weniger. Ich verstehe zwar einige der Zusammenhänge, doch wenn ich die logischen Schlüsse ziehe, komme ich mir selbst nur mehr wie ein Verschwörungstheoretiker vor. Ich kann allerdings eines ins Treffen führen: es gibt kaum mehr vertrauenswürdige Medien. Oder anders ausgedrückt: was die Medien schreiben, scheint nur mehr das Resultat von sehr starken Beeinflussungen zu sein. Ich könnte das anhand von Beispielen aufführen, aber was brächte das? Von den richtigen Lesern wird das auch ohne Beispiele verstanden werden, oder?
Dieser Text ist ein Wort Beitrag zum Project
*.txt das dreizehnte Wort.
https://neonwilderness.net/2015/09/16/das-dreizehnte-wort-txt/
Dann begreife ich langsamer, was ich nicht als Nachteil empfinde. Denn das langsamere Begreifen verschafft mir Zeit, sofort mehrere Assoziationen zu finden, die sonst aus Zeitmangel nicht weiter verfolgt werden könnten.
Was mich eher schmerzt, ist das schwächelnde Sprachverständnis. Das wird jemand mit großer Sprachbegabung und regem Geist vielleicht nachvollziehen können. Im Alter von vierzig Jahren konnte ich bei einem Geschäftsessen drei Gesprächen gleichzeitig zuhören, die in drei verschiedenen Sprachen geführt wurden. Natürlich hätte ich nicht das Gesprochene wiedergeben können, doch ich konnte verfolgen, ob irgendeines der Gespräche meine unmittelbare Beteiligung benötigt hätte. Beruflich war es für mich von großem Vorteil, denn ich konnte auf diese Weise auch Vorbehalte von möglichen Kunden einigermaßen erkennen.
Fünf Jahre später war es auch noch ansatzweise möglich, selbst wenn ich japanisch wirklich nur rudimentar im Vergleich zum damals noch flüssigem Russisch verstand.
Heute fünfundzwanzig Jahre später muss ich froh sein, wenn ich zwei Gesprächen auf deutsch soweit folgen kann, dass ich nichts wesentliches verpasse. Um kein Missverständnis aufkommen zu lassen: ich spreche von beruflichem Smalltalk bei Abendessen und Banquetten. Im Einzelgespräch konzentriere ich mich in der Regel auf den Gesprächspartner und achte mehr auf die nonverbalen Kommunikationsmerkmale.
Inzwischen ist ja das Multitasking etwas aus der Mode gekommen. Es gilt eher als ineffizient. Dieser Darstellung kann ich durchaus etwas abgewinnen. Beim Klavierspielen hingegen müssen die zwei Hände sowohl zusammengehörig als auch unabhängig von einander geführt werden können. Das Letztere ist eine der besonderen Schwierigkeiten bei Stücken von Chopin, wenn "Rubato" angesagt ist.
Aber was verstehe ich schon vom Leben? Mittlerweile immer weniger. Ich verstehe zwar einige der Zusammenhänge, doch wenn ich die logischen Schlüsse ziehe, komme ich mir selbst nur mehr wie ein Verschwörungstheoretiker vor. Ich kann allerdings eines ins Treffen führen: es gibt kaum mehr vertrauenswürdige Medien. Oder anders ausgedrückt: was die Medien schreiben, scheint nur mehr das Resultat von sehr starken Beeinflussungen zu sein. Ich könnte das anhand von Beispielen aufführen, aber was brächte das? Von den richtigen Lesern wird das auch ohne Beispiele verstanden werden, oder?
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steppenhund - 24. Sep, 22:35
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