Goethe in der Soap
Beim kurzen Zappen bin ich heute auf das Ende eines deutschen Films gestoßen, "ich leih mir eine Familie".
Die Oma im Spital ermahnt den Enkel, endlich erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen.
Sie sagt: "Ich sehe zwei Männer vor mir. Einen, der du bist, und einen, der du sein kannst."
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Das hat mich berührt. Zwar gibt es Menschen, die anscheinend so sind, wie sie sein könnten. Für mich nehme ich das aber nicht in Anspruch. Ich könnte anders sein, ich könnte besser sein. (Es geht jetzt nicht um eine Abhandlung über meine Person.) Beim Nachdenken fällt mir folgende Parallele auf. Um so zu sein, wie man sein könnte, muss man sich bemühen. Man muss sich strebend bemühen. Und da landen wir beim Ende von Faust-I: Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen.
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Ist es schwer, diese Aussage zu akzeptieren? Für mich klingt sie richtiger als die Suche nach Selbstverwirklichung. Oder bin ich da schon zu alt?
Die Oma im Spital ermahnt den Enkel, endlich erwachsen zu werden und Verantwortung zu übernehmen.
Sie sagt: "Ich sehe zwei Männer vor mir. Einen, der du bist, und einen, der du sein kannst."
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Das hat mich berührt. Zwar gibt es Menschen, die anscheinend so sind, wie sie sein könnten. Für mich nehme ich das aber nicht in Anspruch. Ich könnte anders sein, ich könnte besser sein. (Es geht jetzt nicht um eine Abhandlung über meine Person.) Beim Nachdenken fällt mir folgende Parallele auf. Um so zu sein, wie man sein könnte, muss man sich bemühen. Man muss sich strebend bemühen. Und da landen wir beim Ende von Faust-I: Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen.
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Ist es schwer, diese Aussage zu akzeptieren? Für mich klingt sie richtiger als die Suche nach Selbstverwirklichung. Oder bin ich da schon zu alt?
steppenhund - 2. Apr, 13:11
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Ich weiß nicht wie es ist, wenn man von Kindestagen an ein Instrument lernt, aber ich bin mir sicher, dass man das auch noch als Erwachsener mit derselben Freude und Leidenschaft tun kann kann: Können und Bessersein ergeben sich, aber sollen sie als Maßstab dienen, als einziger womöglich? Ich habe da meine Zweifel: Es würde nämlich implizieren, im gegebenen Fall auch systematisch gegen sich zu handeln.
Ich denke eher, dass jeder Mensch ein gewisses Potential hat, das möglicherweise unausgenützt bleibt. Da sind vor allem Trägheit und Selbstbelügen (Lebenslüge) wesentliche Begründungen. Vielleicht auch etwas, dass man in der Kindheit falsch verstanden hat, oder es wurde einem schon falsch beigebracht. Oder es ist Mangel an Selbstvertrauen.
Ich denke, dass hier nicht schwarz-weiß gedacht werden darf.
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In der Hinsicht bin ich auch vollkommen undemokratisch: nicht jeder Mensch ist gleich. Er sollte gleich anständig behandelt werden, das ist etwas anderes. Doch was jemand erreichen kann oder wie er sein kann, ist nicht über alle Menschen als gleiches Ideal zu postulieren.
Wenn mich aber immer wieder eine Erschöpfung nieder wirft, wenn ich mich leer und entkräftet fühle, weil ich meine Kraft verbrauche, ohne sie wieder zurück zu bekommen, dann bin ich auf dem falschen Weg.
Trägheit und Lebenslüge hin oder her: Ich will nicht ohne eine gewisse Ruhe, Muße und Betrachtung sein; und als Wiener füge ich hinzu: auch nicht ohne eine gewisse Gemütlichkeit - ich wüsste nicht warum ich vor dem Leben davon laufen sollte.
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Was wäre schlimm an ungenütztem Potential, wenn es sich nicht in Form persönlichen Glücks auswirken sollte? Ist nicht das einzige Dilemma, dass man einer Vorstellung, einem Ideal - durchaus persönlich verstanden, aber nicht ausschließlich persönlicher Herkunft - nicht gerecht wurde? Natürlich sind wir nicht gleich, genau wie unsere Erwartungen, Ideen und Vorstellungen, die wir von unserem Leben haben. Aber wir alle suchen die Übereinstimmung mit unserem Handeln, die nichts anderes bedeutet, als glücklich zu sein.
Nur zufrieden:)
(Vielleicht mit ein paar glücklichen Augenblicken)
Aber im Ernst: das Glück besteht doch darin, dass man sich am richtigen Platz glaubt, dass man sich im Spiegel ansehen kann und dass man eine Bestätigung in dem findet, was man zeitlebens gemacht hat.
Vielleicht ein hoher Anspruch. Aber wenn ich den nicht hätte, könnte ich bereits in Pension sein und mich ausschließlich im Garten sonnen. Aber glücklich wäre ich dann nicht, wenn ich glaube, meine Möglichkeiten und Ressourcen einfach zu verschwenden.
Aber ich mache nicht etwas, von dem ich jetzt gerade schon überzeugt bin, dass es falsch ist.
Da habe ich mich etwas zu flapsig und ungenau ausgedrückt.