27
Mai
2019

A S Y L

Unsere gewesene Regierung war ja sehr darauf aus, die Grenzen zu schließen. Und Abschiebungen von Personen, die bereits voll in Österreich integriert waren, wurden trotzdem nach Afghanistan deportiert.
Aber soll ich jetzt z.B. um Asyl ansuchen, weil ich ja zur Zeit in einem regierungsfreien Land lebe. Da ist ja eigentlich jeder vogelfrei. Ich habe Angst um mein Leben.
Ich glaube aber, dass es überall sonst noch unsicherer wäre als in Österreich. Das behaupten zumindest die Statistiken.

Ich sollte mich nicht freuen, dass etwas passiert. Aber die letzten Tage waren schon ganz interessant. Und jetzt kommt der Höhepunkt. Unser ehemaliger Vizekanzler, der alles zum Platzen gebracht hat, bekam über 33.000 Vorzugsstimmen bei der Europawahl, bei der er rein form halber vor dem Skandal als 42. Kandidat für das Europaparlament genannt wurde.
Allein 11.000 Wiener haben ihm eine Vorzugsstimme gegeben.

Das ist der Jammer, dass wir eine geheime Wahl haben. Einige könnte man ja über ihre Facebook-Posting identifizieren. Und die gehörten alle lebenslänglich wegen Wiederbetätigung oder Staatsverrat eingesperrt. Man sollte ihnen das Gehirn aus dem Kopf schießen, aber man würde nichts treffen, weil sie eh kein Gehirn haben.
Ist es nicht unglaublich?

Und unsere rote Parteivorsitzende hat gestern ein Interview gegeben, dass es mich trotz einer gewissen Sympathie für die Roten einfach nur gegraust hat. Anhalten am Mikrofon, stereotypische Antworten und ab und zu ein Auszucker mit dem Unterarm, um eine Gestik vorzugeben.

Es gibt noch ein paar gute Politiker in Österreich, aber man muss schon sehr genau schauen. In Deutschland scheint es ja nicht besser zu sein. Wie lang hält denn dort noch die GroKo?
read 244 times

26
Mai
2019

F R E U D E

Gestern war ich in einem Konzert, bei dem das Orchester hauptsächlich aus Amateuren zusammengesetzt ist. (Das ist keine Abwertung, ich bin ja selber Amateur.) Das Programm war sehr nett zusammen gesetzt. Coriolan-Overture, eine Komposition, die auch sehr dramatisch und traurige Inhalte beschreibt, die 2. Symphonie von Brahms und das 2. Klavierkonzert von Dimitri Schostakowitsch.
Ich war überrascht, nachzulesen, dass dieses Konzert erst 20 Jahre nach dem ersten entstanden ist. Stilistisch habe ich so viele Ähnlichkeiten entdeckt, dass ich gedacht habe, dass es eine kleine Zeit nach dem ersten komponiert wurde.
Das Stück ist seinem Sohn Maxim gewidmet. Es strahlt Lebensfreude aus.

Damit komme ich zu dem "Held" des Abends. Dieser hieß Florian Feilmayr, ist 30 Jahre alt, und kann hervorragend spielen. Nicht nur spielen, er musiziert! Und er hat offensichtlich Freude am Spiel und verstrahlt so viel Begeisterung, dass er einige Mitglieder des Orchesters wirklich mitgerissen hat. Konzentriert waren sie alle, doch bei einigen konnte man erkennen, wie sich daran freuen, gerade Teil dieser Aufführung zu sein.

Noch eine kleine Anmerkung zur Technik. Er gab zwei Zugaben: die erste war die Petruschka-Suite von Strawinsky. Wunderbar interpretiert. Aber es ergab sich, dass er sich irgendwann kurz nach dem Beginn verhaspelte. Und dann spielte er seelenruhig mindestens 16 mal die betreffende Takte, bis er dann offensichtlich das Gefühl hatte: jetzt bin ich wieder im Gleichgewicht, jetzt geht es weiter. Für Zuhörer, die das Stück nicht gut kennen, wirkte das ganz ohne Fehler. Grandios,wie er so etwas meistert. Bei dem Stück tanzt man auf den Tasten und es macht den Eindruck, als balanziere man auf einer ganz dünnen Stange.
Die Moral von der Geschichte: nicht die Fehler sind wichtig, sondern die Ausstrahlung, die man mit der Musik bewirkt. Wenn diese auch die "arbeitenden" Musiker erreicht, dann ist wohl das höchste Ziel des Musizierens erreicht.

https://www.youtube.com/watch?v=ersYOF_IMlo
read 98 times

25
Mai
2019

Bach oder nicht Bach

Ein guter Bekannter schrieb mir einmal, dass er nicht in meine Konzerte komme, solange ich nur Beethoven spielen würde. Er ist aber auf Bach genauso fixiert wie ich zur Zeit auf Beethoven. Dagegen ist nichts zu sagen. Die beiden Komponisten sind durch einen Ausspruch von Hans von Bülow verbunden, der gemeint hat, dass Bach [in der Musik] das Alte Testament sei, sowie Beethoven das Neue.
Das mag vielleicht etwas übersteigert klingen, aber darauf kommt es nicht an. Es gab manche Pianisten, die sich ebenfalls auf ganz wenige Komponisten konzentriert haben. Sehr nett ist das Geständnis von Arthur Rubinstein, der in einer zweibändigen Biographie gestand, dass er zu Beginn seiner Laufbahn hauptsächlich Rachmaninoff und Tschaikovsky gespielt hat. Damit konnte er am leichtesten die Frauen erobern, anscheinend viele. Später, so schrieb er, hätte er sich auf mehr gehaltvollere Komponisten verlegt. Jetzt hat Rubinstein auch wirklich fast alles gespielt, und sein Chopin ist legendär. Mein Vater meinte, dass von allen Aufnahmen, die er kenne, Rubinstein den "echtesten" Chopin spielte. Da kann ich mir einen kleinen Seitenhieb auf Horowitz nicht verkneifen. Er sagte einmal, dass Das Klavier "Fortepiano" hieße. Man müsse also sowohl forte als auch piano spielen. Das Forte ist aber auf modernen Flügeln viel, viel lauter, als es von Chopin's Spiel überliefert wurde. Bei Rubinstein kann man den Eindruck gewinnen, dass er mehr der Delikatesse der Musik Beachtung schenkt.

Vor einigen Tagen habe ich mir eine sehr schöne Aufnahme der Sonate DV 958 von Franz Schubert angehört. Die wollte ich spielen, habe aber beim Anhören eine gewisse Ungeduld verspürt, weil der letzte Satz gar so lange dauert. Wenn ich selbst spiele, macht mir das überhaupt nichts aus. Aber dem Publikum möchte ich das nicht zumuten. Ich glaube, dass ich sie nicht so lange fesseln kann.

Jetzt wäre eigentlich die Gelegenheit, etwas Bach statt dessen zu spielen. Am Mittwoch hörte ich Andras Schiff mit h-moll Fuge und Präludium aus dem ersten Band des WTK, BWV 869. Wunderbar und inspirierend gespielt. Würde ich doch sofort in mein Programm aufnehmen, gäbe es nicht die noch immer unwidersprochene Bemerkung einer ehemaligen Freundin, dass ich Bach nicht spielen könne. Alles andere schon, aber nicht Bach. Den Gegenbeweis wollte ich nie antreten, weil ich auch heute noch denke, dass sie Recht hat.
Mal sehen, was meine Klavierlehrerin dazu meint. Sie hat bei meinen letzten Programmwünschen gesagt, dass ich ihr von den Zielsonaten ein paar Seiten vorspielen soll, damit sie sagen könnte, ob sie mir "liegen". (Ich habe ihr mein Vorhaben, alle Klaviersonaten einmal spielen zu wollen, nicht wirklich so explizit erklärt. Ich weiß z.B. selbst, dass mir die Hammerklavier-Sonate "nicht liegt". Aber trotzdem werde ich nicht aufgeben, sie zu üben. Momentan ist der angestrebte Konzerttermin für sie erst in zweieinhalb Jahren. Und wenn ich sie dann nicht kann, werde ich trotzdem weiterüben. Ab jetzt habe ich ja noch zwölf Jahre Zeit, wenn ich rechne, dass ich bis zum 80.Lebensjahr mit allen fertig sein muss.)

Vielleicht werde ich mich noch einmal an Bach heranwagen. Aber ich glaube, dass es dafür einen Gemütszustand benötigt, den ich noch nicht habe. Vielleicht müsste ich dafür einige Zeit in Asien meditieren, um die Einstellung eines Tiziano Terzani zu erreichen. ("Das Ende ist mein Anfang")
Aber solange es noch so viel andere Musik gibt, die ich noch nicht gespielt habe und die ich ebenfalls spielen möchte, wird Bach sicher noch warten müssen. Für den gibt es Berufenere.

Und eine Aufnahme aus älteren Tagen:

https://www.youtube.com/watch?v=iul8svMTqfc
read 104 times

24
Mai
2019

N A C H H E R _ I S T _ V O R H E R

So lautet der Spruch: Nach der Wahl ist vor der Wahl.
Bei mir geht es um das Programm des nächsten Konzerts.

Ich habe mir den Schubert vorläufig abgeschminkt. 40 Minuten kann ich meiner Zuhörerschaft nicht zumuten, dazu spiele ich noch nicht ausreichend souverän.

Aber drei Beethoven-Sonaten sind schon ziemlich fix.

Opus 10/2 ... eine Lieblingssonate von mir, noch aus der ersten Schaffensperiode.
Opus 31/1 ... der erste Satz gefällt mir nicht ganz so gut, aber Brendel hat ihn als typisch Beethovenschen Humor bezeichnet. Beispiel: alte Damen unterhalten sich, sagt die eine: "Der (Pianist) kann ja nicht einmal die linke und die rechte Hand gleichzeitig spielen. Den dritten Satz mag ich allerdings ganz besonders und versuche ihn, mittlerweile "auf richtig" zu üben. Das heißt, mir viele fehlerhafte Schlampigkeiten abzugewöhnen.
Opus 31/2 ... der Sturm. (auf Wunsch einer Zuhörerin) Das ist das schwierigste Werk des Programmes. Am langsamen Satz übe ich jetzt schon mehr als eine Woche, um die Zweiundreißigstel richtig locker hin zu bekommen.

https://www.youtube.com/watch?v=fXDWRm-PU1Q

Über Auffettung oder Zugaben denke ich noch nach. Eigentlich möchte ich noch einmal gerne den Borodin spielen. Mit professioneller Unterstützung sollte der noch etwas besser gehen.

Vielleicht fragen sich einige: warum macht er denn da? Kann man die Pension nicht ohne so viel Arbeit genießen? (Ja, Arbeit ist es.) Da kann ich nur mit einer Erinnerung an meinen Vater antworten. Solange man beim Üben merkt, dass etwas besser wird, macht das Üben Freude. Natürlich braucht man auch ein Ziel.
Und jetzt habe ich eine hervorragende Klavierlehrerin, die wesentlich mehr aus mir herausholen kann, als ich es selbst allein erkennen kann.
read 78 times

21
Mai
2019

U N D _ N O C H _ E I N _ S A G E R

Gerade im ORF: "Die Formel-1 steht wegen des Todes von Niki Lauda UNTER SCHOCK!"

Was ist denn das für eine absolut vertrottelte Formulierung. Der Mann war zum wiederholten Mal im Krankenhaus - mit lebensgefährlichen Diagnosen. Es ist unglaublich, mit welcher Willensstärke er nicht nur den fast tödlichen Unfall über lebt hat. Und seine Energie war bewundernswert. Hat DIE FORMEL-EINS gemeint, dass man ihm mit weiteren 100 Nierentransplantationen in das vierte Jahrtausend überleben lassen wird können.

Ich frage mich, was es für ein SCHOCK sein wird, wenn tatsächlich jetzt einmal ein Krieg ausbricht, der uns selbst angeht.
read 214 times

E S _ S I N D _ N I C H T _ A L L E _ S C HL E C H T

Gerade gab es die Rede des Bundespräsidenten. Seine Mahnung, den Wahlkampf hintanzustellen und an Österreich zu denken, ist zwar berechtigt und gut, wird aber ganz, ganz sicher nicht eingehalten werden.
Immerhin hat Kurz bereits mit seiner ersten Stellungnahme Wahlkampf betrieben.
Was ein Kickl im letzten Augenblick noch an Eiern legt, ist rein mit Schädigungsabsicht zu erklären.
Leider habe die Roten auch keine wirkliche Alternative anzubieten.
Ich wusste als Junger, dass Politiker korrupt sind. Vielleicht nicht alle, aber fast alle. Einmal hat mich in einer Firma ein Bezirksrat der Schwarzen richtig erpresst. Es hat allerdings gute Folgen gehabt. Ich bin aufgewacht und habe dann gesehen, wovor er selber Angst hatte. Ich hatte kein Interesse, mein Wissen auszunützen.
Als ich bei Bösendorfer gearbeitet habe, gab es einige Führungen für Politiker. Die waren zwar nicht korrupt, bzw. sah man es ihnen nicht an, aber sie waren strohdumm. Ich hatte mich früher gewehrt, Politiker als dumm zu bezeichnen, aber anders habe ich sie nicht kennen gelernt.
Nun habe ich zum dritten Mal die Bestätigung, wie blöd Politiker sein können. Und sie werden sich auch im kommenden Wahlkampf so verhalten.

Ich keine auch ein paar sehr intelligente und gute Politiker. Die meisten sind schon eher meine Generation oder älter. Aber ich kenne auch drei von der FPÖ, die ich durchaus als Menschen schätze. Aber von der Mehrzahl der "Blauen" kann ich das nicht sagen.
read 207 times
logo

auf 70 steuernd

die Erfahrungen genießend

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Aktuelle Beiträge

Nachtrag zu diesem Jahr
Abschluss der Musikaktivitäten Die Leistung des Jahre...
steppenhund - 10. Dez, 18:59
Langsamer Abschied
Долгое прощание - Langsamer Abschied Dieses Buch von...
steppenhund - 13. Nov, 12:01
Aleksandra Mikulska
Es gibt drei Pianistinnen, die ich ganz hoch einschätze,...
steppenhund - 22. Okt, 14:44
Quietschen
Q U I E T S C H E N Als ich gestern nach dem Aufstehen...
steppenhund - 20. Okt, 12:36
Ich liebe meinen Induktionsherd....
Ich liebe meinen Induktionsherd. Brauchst auch den...
la-mamma - 18. Okt, 18:10

Meine Kommentare

wenn Sie der Lehrer meiner...
würde ich mich wundern, dass Sie nicht auf meinen Kommentar...
abohn - 7. Mai, 09:56
Gut gewagt!
Ein sehr ansprechender Text! So etwas würde ich auch...
abohn - 25. Apr, 15:30
Eigentlich habe ich deinen...
Eigentlich habe ich deinen Sohn erkannt. Der ist ja...
lamamma - 27. Mär, 12:44
Überrascht
Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

The bridge


Bloggen
Computer
ernst
Familie
Film
fussball
Icebreaker
Ist das jetzt das Alter
Kino
Kultur
Leben
Lesen
Musik
nichttägliche Mathematik
Philosophie
Politik
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
development