4
Aug
2019

Die Steigerung

geplante, bezahlte, und ge-web-check-inte Flugreise.

Meldung nach Abschluss des Web-Check-ins: "Sie haben erfolgreich eingecheckt. Sie brauchen auch gar nicht mehr zum Flughafen kommen, betrachten Sie sich als bereits geflogen:"

So oder so ähnlich könnten Flugreisen in der Zukunft aussehen. Keine Personen im Flugzeug, die Flugzeuge können im Flughafen bleiben, kein Kerosinverbrauch, keine Umweltbelästigung. Hijacking wird unmöglich und die Personalkosten sind entsprechend auf null zurückgefahren.

Leider ist es noch nicht so weit. Ich betreue die Flugreise von Frau Columbo, die in den USA bei der Hochzeit eines Neffen anwesend sein möchte. (Ich selbst fahre nicht mit, weil mich keine 10 Jumbos mehr in die USA bringen.)
Ich versuche Frau Columbo web-einzuchecken. Schließlich bekomme ich ja die Mail von Austrian Airlines. (Die gehört jetzt aber eigentlich auch der Lufthansa.) Nach Eingabe des Buchungscodes schaut alles gut aus. Meine Frau muss in Frankfurt umsteigen. Der erste Flug stellt kein Problem dar. Die Boarding Karte kann ausgedruckt werden. Der zweite Flug Frankfurt - Philadelphia kann oder wird nicht bestätigt. Erster Anruf bei der Help-Line: Ja web-check geht erst 23 Stunden vor dem Flug.

Mich wundert es ein bisschen. Schließlich ist der Flughafen Frankfurt ja schon gebaut. Beim Umsteigen in Berlin könnte ich mir vorstellen, dass es heißt: web check-in erst möglich, wenn der Flughafen fertig gebaut ist.
Also etwas gewartet und dann innerhalb der 23 Stundenfrist noch einmal versucht. Klappt nicht. Zweiter Anruf bei der Hotline. Ja den web-check-in können Sie nicht über Austrian machen, das ist ein Lufthansa-Flug. Sie müssen bei Lufthansa online den check-in machen. Versuche ich. Interessanterweise sind alle Daten, die ich zuerst bei Austrian Airlines angegeben habe, tatsächlich bereits vorgegeben. Vielleicht arbeiten die mit dem gleichen Computer. Aber einchecken kann ich trotzdem nicht. Es sieht so aus, als wäre die ganze Strecke "durchgecheckt", aber Boardkarte gibt es keine. Dritter Anruf bei der Hotline. Diesmal dauert die Überprüfung etwas länger.
"Sie sind schon eingecheckt:" - Aha! und wie sieht es mit der Boardkarte meiner Frau aus? "Die bekommen Sie erst in Wien am Flughafen. "Und kann ich jetzt den Sitz bestimmen, denn danach wurde ich nie gefragt." (Hintergrund: auf der Viererbank werden drei Verwandte sitzen.) "Welchen Sitz wollen Sie denn." - "41g, so wie a b c d e f G" - "Aha, Golf" - Ja, Golf. "Ist gebucht." Aber die Boardkarte gibt es erst in Wien am Flughafen.
Naja, das macht nichts, ich werde meine Frau eh zum Schalter begleiten.
Nachher habe ich meine Schwägerin angerufen. Sie hat mir erzählt, dass sie auch geschwitzt hat und auch bei ihr hat es lange gedauert, weil noch eine Information ihres Schwagers gefehlt hat, der aus Bremen anreist.

Ich habe nicht geschwitzt. Ich habe mich nur geärgert. Ich habe eineinhalb Stunden für einen Vorgang gebraucht, der sonst in drei Minuten erledigt ist.
Fazit: die Deutschen können nicht nur keine Flughäfen bauen. Auch mit der EDV stehen sie auf Kriegsfuss. Wie kann es sein, dass man mit dem Web-Check der AUA, die mittlerweile eh der LUFTHANSA GEHÖRT, keine durchgängige Reservierung mehr durchführen kann.

In dem Zusammenhang ärgern mich nur die verschiedenen Sensationsmeldungen, dass der Mensch von der "künstlichen Intelligenz" verdrängt wird. Es wird einmal der Fall sein, aber nicht jetzt gleich. Solang der Mensch noch die KI programmiert und sie sich nicht selbst weiter entwickelt, werden Abläufe wie eine einfache Flugbestätigung nicht ohne Help Online möglich sein.

Oder bin ich wirklich schon so dumm und vergreist?
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2
Aug
2019

Fernsehabend

Heute gab es Fernsehen am Abend. Einmal Kon Tiki, und dann noch Hero (chinesischer Film über der ersten chinesischen Kaiser, der die sieben Reiche vereinigte. Aber nicht er war der Hero sondern ein paar andere, siehe weiter unten.)
Kon Tiki war nicht der Film von 1951, sondern der 2012 gedrehte Farbfilm, der dramaturgisch aufbereitet ist. Ich erinnere mich, dass viele Einzelheiten aus dem Buch, das ich mit 12 Jahren gelesen hatte, nur sehr marginal gestreift waren, während anderes ausgeschmückt wurde. Den Film würde ich mir immer wieder einmal anschauen, während ich das Buch während meiner Jugend immer wieder von Anfang bis Ende durchgelesen hatte. Es hatte mich fasziniert, aber trotzdem nicht mit dem Wunsch ausgestattet, selber eine solche Expedition zu unternehmen.
Danach gab es "Hero". Mit "Zerbrochenem Schwert", "Leuchtender Mond", "Fliegender Schnee", dem Namenlosen aus der Provinz Tschao und dem Kaiser Qin, der die anderen sechs Reiche unter seine Herrschaft gebracht hat und die chinesische Mauer bauen ließ.
Der Film zeichnet sich durch überwältigende Landschaftsaufnahmen und fantastisch choreografierte Schwertkämpfe aus. Faszinierend ist aber die Opferbereitschaft, die teilweise von Rachegelüsten an dem als brutal empfundenen Diktator Qin genährt sind. Doch zuletzt wird er nicht getötet, weil das lange Studium des Schwertkampfes und der Kalligrafie "zerbrochenes Schwert" zu der Einsicht gelangen lässt, dass das Schicksal der Masse, die nur durch Qin geeint werden kann, wichtiger als die personelle Rache ist.

Ich hatte den Film schon zweimal gesehen, immer auf Dienstreisen. Damals hielt ich ihn einfach für chinesische Action-Romantik. Heute empfinde ich den Film ganz anders. Ich möchte sogar behaupten, dass bei einem Vergleich dieses Films mit einem amerikanischen Action-Film klar werden kann, dass die Amerikaner, im Besonderen ihr derzeitiger Führer, nie gegen die Chinesen "gewinnen" kann, obwohl das großspurig von einigen behauptet wird. Aber das werden wir ja vielleicht noch in realitas feststellen können.
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29
Jul
2019

Langsames Lesen

Manchmal habe ich auch ganz langsam gelesen. Einmal kaufte ich mir in Schwechat für eine Flugreise nach Japan "Das Foucaultsche Pendel" von Umberto Eco. Neben dem Buch gab es auch als gleich dicken Wälzer die Kommentare bzw. Fussnoten dazu zu kaufen.

Im Flugzeug fing ich an zu lesen. Bei jedem Kommentar las ich aus dem "zweiten" Buch. Das war echt interessant.

Aber die Steigerung kam dann in Japan. Ich fuhr mit dem Zug von Tokyo nach Osaka. Ich saß ganz bequem mit meinen Bücher. Die Geschwindigkeit des Zuges war ca. 250 km/h. Auf den Dächern von manchen Häusern konnte man Japaner sehen, die den Golfabschlag übten. Im Buch wurde beschrieben, wie sich das Pendelachse millimetergenau entlang des Uhrumfangs bewegte. Einmal um 360 Grad in einem Tag.

Das hat auf mich einen enormen Eindruck gemacht. Die drei verschiedenen Geschwindigkeit, Zug, Golfball, Pendel im gleichen Moment zu erleben, war schon ein sehr starker Eindruck.
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29
Jul
2019

Nicht gescheit, aber belesen :)

Von meinem vermutlich 8. Lebensjahr bis zum 40. habe ich im Durchschnitt mehr als ein Buch pro Tag gelesen.
Mit 8 Jahren war es nur ein Buch pro Tag, ca. 600 Seiten Dünndruck Karl May. Ich bekam das von einem Freund geborgt, als ich krank war. Später waren es dann zwei, mit einem Ausnahmejahr, nämlich dem Austauschjahr in den USA. Da gab es zu viel andere Eindrücke. Aber in Wien zurückgekehrt waren es dann wieder zwei Stundn Lesen pro Tag. Als ich studierte wurde ich ungefähr folgender Statistik gerecht. Eine Stunde Fachliteratur, eine Stunde Belletristik. Eine Stunde lesen war in deutsch, die andere in englisch, wobei das weder von den Büchern noch von der Art der Bücher abhängig war. Pornografie habe ich auf holländisch gelesen, da war es egal ob ich ein Wort einmal nicht verstand. Der Kontext hat die Verständlichkeit gefördert. Aber diese Literatur lasse ich nicht in die generelle statistische Erhebung einfließen. So viel war es dann ja auch nicht.
In den letzten Jahren war das Lesen für mich anstrengender. Vermutlich brauche ich eine Brille, aber irgendwie lese ich mit Brille auch nicht viel besser und die Müdigkeit stellt sich trotzdem ein.
Aber jetzt zu meinem 68. Geburtstag habe ich sechs Bücher geschenkt bekommen, die ich alle gleichzeitig lese. Zu verschiedenen Tageszeiten, je nach momentaner Aufnahmefähigkeit und Lust am Lesen.
Eines habe ich schon weiterempfohlen: "Der schwarze Tiger" von Hans Stösser. Das ist eher Dokumentation, politisch, wirtschaftlich, faszinierend zu lesen. Es ist über die Entwicklung der Wirtschaft in Afrika. Hätte mich überhaupt nicht interessiert. Da ich aber einen Vortrag vom Autor gehört habe, hat sich ein neues Interessensgebiet erschlossen.
Zwei Bücher sind auf englisch: "Sail of Hope" von Nikola Malovic und "The Fortress" von Nesa Selimovic. Beides sind ziemliche, historisch schwerlastige Wälzer. Seit mir Ivo Andric so gut gefallen hat, spreche ich auf diese Bücher an.
Mein Sohn hat mir einen Wunsch erfüllt und mir "Maschinen wie ich" von Ian Mc Ewan geschenkt. Ich habe es angefangen zu lesen, aber von den ersten Seiten bin ich enttäuscht. Da ist zu viel Allgemein-Wischiwaschi als Einführung und es gibt das, wogegen ich selbst argumentiere: eine absolute Anthropozentrik. Aber ich werde es natürlich ganz lesen und dann vielleicht erst ein abschließendes Urteil abgeben.
Von meinem Sohn habe ich aber noch ein anderes Buch geborgt bekommen, das er selbst noch gar nicht gelesen hat, obwohl er es für sich gekauft hat. "Selbstbildnis mit russischem Klavier" von Wolf Wondratschek. Ich habe mich gewundert, woher der Autor relativ tiefe Einsichten in die Gedankenwelt eines Pianisten bekommen hat. Ich habe aber beim Recherchieren erfahren, dass er mit Heinrich Schiff, einem berühmten Cellisten, sehr gut befreundet war. Und ebenfalls dürfte er mit Leonskaya befreundet sein. Also dieses Buch lese ich vergleichweise langsam mit großem Genuss.
Gestern trudelte noch das sechste Buch ein: "Eine kurze Geschichte der Menschheit" von Yuval Noah Harari. Ein zweites Buch vom selben Autor hatte ich früher meiner Frau geschenkt "Homo Deus", das habe ich aber selbst noch nicht gelesen. Möglicherweise mache ich mich im Anschluss daran.
Alle Bücher sind so "spannend", dass ich sie nicht der Reihenfolge nach lese, sondern mehr oder weniger gleichzeitig, Das ist eine neue Erfahrung für mich. Aber bis jetzt keine schlechte.

Soweit ich bis jetzt sehen kann, ist jedes Buch empfehlenswert, mit Ausnahme vielleicht Ian Mc Ewan, den ich als Autor aber sonst durchaus schätze. Und serbische und montenegrinische Geschichte, bzw. bosnische, wird auch nicht alle so interessieren.
Für Musikbegeisterte sollte aber der Wondratschek gut zu lesen sein.
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26
Jul
2019

S C H A D E N F R E U D E

Die empfinde ich jetzt. Aber es ist keine gemeine Schadenfreude, die sich am Schaden, den andere erlitten haben, ergötzt. Nein, der Schaden ist bei mir selbst eingetreten. Ich hatte bei einer Vorlesung auf der Uni meinen Rucksack auf den Boden gelegt. Beim Hochheben glitt das Tablett heraus und siehe da, eine Höhe von 20 cm ist für das iPad nicht mehr zuträglich. Das iPad sieht aus wie die Frontscheibe eines Autos nach dem Zusammenstoss.
Jetzt wollte ich das Ding fast schon verschenken, weil ich mich so über Apples Software geärgert habe. Jetzt hat sich das Problem von selbst gelöst.
Der Nachfolger ist schon bestellt. Ein Huawei M5 lite mit LTE. Kostenpunkt 229 €. (Das iPad hatte über 800 gekostet.) Die Daten sind natürlich alle wesentlich besser. Ich habe auch keine Sorge wegen Updates oder künftigen Embargos, die Huawei treffen.
Jetzt bin ich gespannt auf die akustischen Qualitäten. Die sollen sehr gut sein.

Der Vortrag war übrigens auch sehr interessant. Juliet Floyd über Turing, Wittgenstein, Post etc.
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abohn - 25. Apr, 15:30
Eigentlich habe ich deinen...
Eigentlich habe ich deinen Sohn erkannt. Der ist ja...
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Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

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