Musik

7
Sep
2013

Messie

Dass ich einer bin, ist unbestritten. Aber in einigen Dingen halte ich Ordnung. Meine Ordnung halt.
Daher kommt es, dass ich bestimmte Noten trotz Suchens nicht gefunden habe. (Weil ich nicht dort suche, wo sie nach meiner Ordnung nicht sein dürften.)
Ich habe die Beethoven Sonaten mindestens dreimal. Trotzdem konnte ich keine Noten der mittleren finden. Ich habe alles durchsucht. Nichts zu finden.
Gestern fällt mein Blick auf einen Stoss Noten, wo ich nie gesucht habe. Dort befindet sich nämlich nur Kammermusik. Aber der Umschlag eines Bandes fiel mir auf.
Da ist ja der eine Sammelband: die ersten 15 Sonaten. Und dann war der zweite auch leicht zu finden. Ebenso dort etwas weiter unterhalb.
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Also ich habe die dort bestimmt nicht hingetan. Oder halt einmal als schnell für ein Kinderfest aufgeräumt werden musste.
Nun gut. Jetzt habe ich sie ja wieder.
Daraufhin habe ich heute losgelegt: neben dem Üben der drei Sonaten op 10, bekannterweise momentan meine Favoriten für den nächsten Vortrag, habe ich mir heute die Mondscheinsonate gegeben, dann #15 in D-Dur und noch die Es-Dur und B-Dur, die zwischen Pathetique und Mondscheinsonate liegen. Stimmt nicht: die B-Dur ist die der Mondscheinsonate nachfolgende.
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Bemerkenswert: wenn man nicht mehr so oft vögeln kann, ist man froh, dass man beim Spielen keine Beschränkung kennt. Aber es gibt dann doch einen markanten Erschöpfungszeitpunkt. Irgendwann lässt die Konzentration auf eine Weise nach, dass man z.B. die letzte Seite von 30 Seiten nicht mehr spielen kann. Plötzlich reißt der Faden ab. Der Faden ist die Verbindung zwischen Hirn und Fingern. Es ist unglaublich, wie ich dann plötzlich das Gefühl kenne, überhaupt nicht Klavier spielen zu können. Bums aus.
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Nach einer halben Stunde geht es dann wieder.
Momentan tritt dieser Erschöpfungszeitpunkt nach ungefähr eineinhalb Stunden ein, bei Stücken von etwas gehobeneren Schwierigkeitsgrad.
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Da gibt es nichts zu rütteln: Klavierspielen ist anstrengend.
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5
Sep
2013

Selbstbeweihräucherung

Vor ein paar Einträgen habe ich hier ja eine Klaviersonate eingestellt.

Hier ein Zitat eines Musikwissenschafters, gestorben 1991, tätig an der Frankfurter Uni:

"Die Interpretation dieser Sonate stellt hohe Ansprüche und verlangt nicht nur emotionale Beweglichkeit, sondern auch, vor allem im 1. und 4. Satz, kompositorisch aktives Mitdenken. Hier werden besonders geistige Ansprüche gestellt: Eine ziemlich komplizierte Architektur muß rein und scharf profiliert erstehen, während in den Mittelsätzen der Phantasie mehr Raum gegeben ist; hier mag der Klang das Wichtigste sein, der von den beiden so gegensätzlichen Stimmungen geprägt wird. Im 1., 3. und 4. Satz waltet ein hintergründiger Humor, der hier geradezu ein Formelement darstellt, so sehr ist er in die Faktur engegangen. (Nicht einmal im "dunklen" 2. Satz fehlt er ganz, obwohl er hier nur in den Verfremdungen der Funktionen der verschiedenen Formteile wirkt.) Somit kann op. 10, Nr. 3 als sehr bedeutendes Werk, als eine Art Chef 'oeuvre, gelten."
[Jürgen Uhde: beethovens 32 Klaviersonaten]
...
Ich spiel das ja nur einfach. So gescheit kann ich das nicht analysieren. Doch auf den letzten Satz dieser zitierten Schlussbetrachtung wäre ich auch oder bin ich auch ganz alleine gekommen:)
Die Sonate ist wirklich ein Wahnsinn.
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2
Sep
2013

Umleitung

Gestern habe ich in Belgrad "The Wall" gesehen. Es war ein Zufall, dass ich gerade gestern in Belgrad angekommen war und auch noch Karten bekommen habe.
Allerdings sind meine Fotos auf Facebook. Alle, die Facebook verwenden, können sie sich dort ansehen.

Hier reicht es, einfach zu erzählen, dass ich di Show fantastisch fand.
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31
Aug
2013

Beethoven

Im Radio höre ich gerade Gerd Voss und die Schilderung seiner Begeisterung für Beethoven. Ich habe mich immer über die Menschen lustig gemacht, die gemeint haben, für sie wäre Beethoven der Größte. Mit der moderneren Musik hätten sie nicht so viel am Hut. Damit waren Brahms und Mahler oder auch Wagner gemeint. Die Namen Schostakowitsch, Prokofiev oder Hindemith tauchten gar nicht auf.
Ich gestehe, dass da von meiner Seite eine gewisse Verachtung im Spiel war, die sich übrigens auch auf Hermann Hesse mit seiner absoluten Mozart-Vergötterung erstreckt hat. Im Alter wird man toleranter und milder und ich sehe ein, dass es nicht jedermann gegeben ist, über bestimmte Schranken zu steigen.
Apropos Schranken. Das Wort erinnert mich an die kleinen Barrikaden, die vor der Radio- und Fernsehanstalt im damaligen Leningrad errichtet waren. Ich musste über sie hinweg klettern, um anschließend dem Fernseh- und Radiokomitet den einzigen Bösendorfer Konzertflügel zu verkaufen, der nach dem zweiten Weltkrieg nach Russland ging.
Meine Freunde wissen, dass für mich Schubert der wichtigste persönliche Komponist ist. Meine Frau und meine Kinder wissen auch, dass ich in meinem Leben aber auch andere Phasen hatte. Ich hatte Brahms-Jahre, Mozart-Jahre, Ravel-Jahre, Bach-Jahre, Haydn-Jahre, in denen ich hauptsächlich nur Werke jener Komponisten spielte. Ich hatte auch Beethoven-Jahre. Nicht nur eines. Im Laufe meines Lebens habe ich alle Beethoven-Sonaten außer zweien gespielt. Die Hammerklavier-Sonate widersteht im letzten Satz noch immer allen meinen Bemühungen und Les-Adieux habe ich mir nie vorgenommen.
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Zur Zeit bin ich selbst wieder auf dem Beethoven-Trip. Und weil ich so ein Messie bin und ein Notenstück nicht finden kann, dass ich noch vor einem Jahr in meinen Händen hielt, bin ich zur Zeit auf die ersten und die letzten Sonaten reduziert. Dabei habe ich alle Sonaten in verschiedenen Ausgaben. Ich muss wieder einmal aufräumen!
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Und zur Zeit konzentriere ich mich auf die Sonaten 1 - 7. Die erste habe ich schon einmal in einem Konzert gespielt, als Vierzehnjähriger. Die sechste habe ich mit unheimlicher Ausdauer als Student geübt, die anderen mehr oder weniger gut beherrscht. Jetzt konzentriere ich mich zur Zeit auf fünf, sechs und sieben. Ich bin überrascht, dass mich diese Sonaten so fesseln können. Ich entdecke lauter kleine Details, immer wieder neue. Es bereitet große Lust zu üben und sich auch an den kleinen oder größeren technischen Schwierigkeiten zu beweisen. Ich habe mir jetzt zwei Bücher über die Beethoven-Sonaten gekauft und im Internet eine Vorlesung von Andras Schiff über die siebente Sonate angehört. Ich bin ein bisschen stolz darauf, dass meine Auslegung offensichtlich recht richtig angelegt ist. Was ich nicht wusste, ist die Bedeutung, die Beethoven selbst dieser Sonate beigemessen hat.
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Joachim Kaiser hat einmal geschrieben, dass jede einzelne Beethoven-Sonate ihren eigenen Charakter hat. Dadurch scheint es unmöglich, einem Interpreten zuzugestehen, dass er alle Sonaten am besten gespielt hat. Manche liegen dem einen mehr, andere dem anderen. Sicher hat mich das Anhören der Gulda-Einspielungen oder auch die realen Konzerte, die ich noch als Student besucht habe, geprägt.
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Zur Zeit spiele ich jeden Tag mindestens zwei Sonaten. Davon eine mit Übungsabschnitten in den schwereren Passagen. Ich tröste mich damit, dass andere Leute ja auch jeden Tag ins Fitness-Center gehen oder Yoga machen.
Mein Yoga ist das Klavier und Beethoven ist eine ganz besondere Ausprägung. Da geht etwas weiter. Ich würde fast von Meditation sprechen.
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25
Aug
2013

Vorsetzung

Fortsetzung kann ich ja nicht schreiben, weil ich mit dem 4. Satz begonnen habe.
Hier sind jetzt die anderen Sätze der Sonate:

Erster Satz

Zweiter Satz

Dritter Satz

und der Vollständigkeit halber noch einmal der 4.

Vierter Satz
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Wenn schon denn schon

Wenn man schon fett ist, sollte man auf das Videoformat achten. Beim letzten youtube-Update muss irgendwie eine Spiegelkabinettoption eingeschaltet worden sein. Denn so lange sind meine Unterarme ja auch nicht, wie hier sichtbar.
Beethoven opus 10/3 Letzter Satz

Das ist eine Übungseinspielung, spät des Abends. Ich war schon etwas müde. Doch momentan bin ich nicht gewillt, mich drei Stunden damit abzumühen.
Es wird interessant sein, diese Aufnahme mit einer in einem Jahr oder zwei Jahren zu vergleichen.

Diese Sonate mag ich besonders gern und den letzten Satz finde ich wie einen musikalischen Scherz. Es macht Spass, ihn zu üben, auch wenn es ziemlich viel Arbeit bedeutet. Man sollte überhaupt keine Schwierigkeiten beim Anhören merken. Davon bin ich noch weit davon entfernt.
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7
Jun
2013

net schlecht ...

Sir Simon Rattle, Berliner Philharmoniker, Mutter, Fox.
Eine 2. Mahler vom Feinsten. Allerdings patzen auch bei den Berliner Philharmonikern manchmal die Bläser. Das tat der Aufführung allerdings keinen Abbruch.
Wirklich großartig.
So hat es auch ein Kritiker empfunden:
https://derstandard.at/1369362856052/Ewig-leben-der-Berliner-wegen
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22
Mai
2013

Was mich am Ring ärgert

Natürlich kann man vieles an der ganzen Geschichte bekritteln, aber es ist Mischung aus Sage und Mythen und da ist vieles erlaubt.
Doch eine Sache hat mich immer ob ihrer absoluten Unlogik und verlogenen Moral gestört.
Es ist das Pochen von Freya auf das Recht des Ehemanns, dem Siegmund die Sieglinde entführt hat.
Dieses Recht, welches aufgrund der Verträge eingefordert wird, an die sich selbst Wotan halten muss, ist ein derart beschissenes Unrecht, wie es sonst nur im Islam zu finden ist, was das Verhalten den Frauen gegenüber angeht.
Hunding hat Sieglinde geraubt unter dem vernachlässigbaren Umstand der Ermordung ihrer Mutter, doch nach dem Raub befindet er sich im Recht des Ehemanns.
Ich habe das als Kind schon nicht verstanden. Und irgendwie kommt das auch in keiner Wagner-Erklärung vor. Im Prinzip setzt sich Wotan in doppeltes Unrecht, was dann ja wieder gebührlich bestraft wird.
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Ansonsten ist der Wagner wirklich eine Droge. Ich sehe gerade den argentinischen Ring:

Der ganze „Ring“ aus Buenos Aires
Im Hauptabend präsentiert ORF III schließlich Wagners gewaltiges Musikdrama „Der Ring des Nibelungen“ aus dem berühmten Opernhaus Teatro Colón in Buenos Aires, das dort vergangenen November in einer hochkonzentrierten Kompaktfassung auf die Bühne gebracht wurde. Aufsehen erregte diese Produktion, weil Katharina Wagner, die eigentlich als Regisseurin vorgesehen war, am Tag der ersten Probe gleich wieder abreiste. Die argentinische Regisseurin Valentina Carrasco sprang ein und übersetzte den „Ring“ in die 1970er Jahre, die Zeit der Militärdiktatur in Argentinien. So werden die Rheinnixen zu den Madres von der Plaza de Mayo und Wotan und Fricka zu Juan und Evita Perón.

Der gesamte Ring in etwas sieben Stunden. Die Kürzungen sind schon recht gewaltig, allerdings sehr geschickt gemacht und man hat nicht den Eindruck, dass etwas fehlt, es sei denn man kennt die Opern gut genug.
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Manchmal glaube ich, dass ich wirklich auf einem anderen Stern lebe. Stört diese Vertragsgeschichte denn wirklich niemanden sonst?
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19
Feb
2013

Der letzte Musikwunsch

Anläßlich meines letzten Eintrags fällt mir ein weiterer in Fortsetzung ein: was wünschen wir uns als letzte Musik zu hören, bevor wir in eine andere Welt gehen.

Als ersten Eintrag nenne ich den Musikwunsch meiner verstorbenen Tante. Es ließ sich leider nicht in der Form arrangieren, wie sie es vielleicht gerne gehabt hätte. Doch könnte der Eintrag ein Beweis dafür sein, dass sie nicht vergessen worden ist. Sie war eine wunderbare, hochbegabte Frau und Künstlerin mit ein paar Ecken und Kanten. Als Akademikerin in einer Zeit, wo sie Vorreiterrolle spielte, musste sie sich beruflich in einer Männerdomäne beweisen. Heutzutage hätte sie es wesentlich leichter gehabt, ihre Vorstellungen zu verwirklichen. Sie war äußerst tierlieb und manchmal denke ich, dass der Hund den wir nach ihrem Tod zu uns nahmen, etwas von ihrer Tierliebe weiter transportieren konnte. Es war die Zeit vor den schnellen Digitalkameras, (also daher kein Bild) als diese Staffordshire Bullterrier-Hündin halb rücklings auf der Fußbodenheizung ans Fenster gelehnt dalag, und an ihrem Bauch drei junge Kätzchen schlummerten. Ein Bild, dass sich auch ohne Kameras eingebrannt hat.

Hier findet sich ihre Musik: https://www.youtube.com/watch?v=ZEQecQjPP2w
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10
Feb
2013

Carmen

Also auch wenn die Obraszova gut singen kann, die Carmen selbst ist ein bisschen deppat. An der Oper habe ich ja immer Verständnisschwierigkeiten gehabt. Aber gut, ich muss ja nicht Alles verstehen.
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Sollen sich die Feministinnen mit ihr identifieren!
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würde ich mich wundern, dass Sie nicht auf meinen Kommentar...
abohn - 7. Mai, 09:56
Gut gewagt!
Ein sehr ansprechender Text! So etwas würde ich auch...
abohn - 25. Apr, 15:30
Eigentlich habe ich deinen...
Eigentlich habe ich deinen Sohn erkannt. Der ist ja...
lamamma - 27. Mär, 12:44
Überrascht
Ich bin wirkliich überrascht, dass gerade Du lamentierst....
lamamma - 26. Mär, 15:30
Wobei nähen sich ja viel...
Wobei nähen sich ja viel direkter geboten hätte.
Schwallhalla - 26. Feb, 10:30

The bridge


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